In einem umgebauten Bauernhaus am Stadtrand von Winterthur führt der Verein Werkschule Grundhof, eine Lern- und Wohngemeinschaft für männliche Sekundarschüler mit besonderen schulischen und sozialen Bedürfnissen, die in der Volksschule und/oder angestammtem Umfeld nicht angemessen gefördert und betreute werden können. Im kleinsten Sonderschulheim des Kantons stehen acht Plätze zur Verfügung für Wohnen mit integrierter Sekundarschule und ein Tages-Sonderschulplatz. Die Betreuung der Jugendlichen ist während des ganzen Jahres gewährleistet. Die Institution zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität bei der Suche nach individuellen Lösungen aus. Im ländlich gelegenen Bauernhaus erhalten die Schüler die Möglichkeit sowohl schulische als auch handlungspraktische Fähigkeiten umfänglich zu lernen. Die durch Garten, Weide und Tierhaltung natürlich entstehenden Arbeitsmöglichkeiten bilden den Rahmen, die Schüler im praktischen Tun fördern. Die Lebensräume sind so gestaltet, dass sie den Aufbau einer Lebensgemeinschaft in den Mittelpunkt stellen.
Pädagogik
Die Werkschule Grundhof arbeitet nach dem handlungsleitenden Konzept des Lösungsorientierten Ansatzes nach Kaspar und Marianne Baeschlin, die die Werkschule Grundhof 1980 gegründet haben. Die Beiden erbrachten die Pionierleistung, den ursprünglich psychotherapeutischen Ansatz nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg in den stationären sozialpädagogischen Rahmen zu transferieren. Dabei galt es, die besonderen Ansprüche der ausserfamiliär platzierten Schüler zu berücksichtigen. Die Gründer adaptierten und integrierten die Prinzipien der lösungsorientierten Therapie in ihre Arbeit mit Schülern im stationären Rahmen. Der Ansatz entwickelte sich aus der Erfahrung, dass es nicht notwendig ist, ein Problem vollständig zu verstehen, um es zu lösen. Der pädagogische Fokus ist dementsprechend zukunftsorientiert, am Veränderungspotential und an den Zielen der Jugendlichen ausgerichtet.
Der lösungsorientierte Ansatz zählt zur Gruppe der systemischen Ansätze und basiert auf dem konstruktivistischen Menschenbild. Die zentralen pädagogischen Zugänge sind die Stärkung der Eigenverantwortung, die Suche nach individuellen Ressourcen und die konstruktive, veränderungsorientierte Bewältigung der Herausforderungen.
In der Pädagogik hat dieser Ansatz eine bedeutende Verschiebung in der Perspektive auf die Schüler bewirkt. Anstatt auf ihre Defizite hinzuweisen, werden ihre Stärken betont. Mitarbeiter:innen der Werkschule Grundhof konzentrieren sich darauf, Erfolge sichtbar zu machen und Schüler anzuleiten, Verantwortung für ihr eigenes Lernen und Verhalten zu übernehmen. Diese ressourcenorientierte Sichtweise beeinflusst nicht nur die Beziehung zwischen Fachpersonal und Schüler, sondern auch die Art und Weise, wie Zusammenleben gestaltet, Inhalte vermittelt und Disziplinfragen behandelt werden.
Bei Gruppenaktivitäten und in den Klassen-und Skilagern pflegen wir das Zusammenleben und legen Wert auf Erlebnisse und Traditionen.
Unterricht
Unsere Schüler sind einzigartig. Dem tragen wir durch einen stark individualisierten Unterricht Rechnung. Nebst dem Unterricht im Schulzimmer, lernen wir auch in der Werkstatt, in der Küche, im Garten, im Stall, beim Putzen und beim Zusammenleben. Im Besonderen legen wir Wert auf eine gute Arbeitshaltung. Jeder Schüler muss einen Teil der anfallenden Arbeiten übernehmen, wie etwa das Füttern der Tiere oder das Heizen. Wir sehen unser vielseitiges Angebot als ein Training zum späteren Einstieg in die Berufswelt und als Vorbereitung für ein eigenständiges Leben. Hierzu dienen auch die berufspraktischen Erfahrungen, welche in einer Autowerkstatt und während dem Arbeitspraktikum gesammelt werden können. In der Berufswahl und beim Suchen einer passenden Lehrstelle oder anderen Anschlusslösung bieten wir den Jugendlichen intensive Unterstützung an.
Vernetzung
Die Zusammenarbeit mit den Eltern, einweisenden Stellen und Behörden hat einen hohen Stellenwert. Mit ihrem Wissen und ihren Fragen unterstützen sie den Entwicklungsprozess massgebend. Die Schüler besuchen eine externe Therapie bei einem Kinder- und Jugendpsychiater. Das Team pflegt mit dieser Fachperson eine regelmässige Zusammenarbeit. Wir helfen den Schülern ihre Freizeit zu gestalten und fördern Kontakte ausserhalb des Hauses zu Freunden, Freundinnen, Jugendgruppen, Sportvereinen und innerhalb des Hauses mit Anlässen und Besuchen.
Team
Unser kleines, konstantes Team besteht aus qualifizierten Lehrpersonen, Arbeits- und Sozialpädagogen/-innen. Wir haben eine flache und klare Hierarchie. In regelmässigen Supervisionssitzungen, Teamtagen und Weiterbildungen wird die Qualitätssicherung gewährleistet. Wir entwickeln uns und unsere Konzepte permanent weiter und versuchen so den gesellschaftlichen Veränderungen und den Zielen der Jugendlichen gerecht zu werden.